Jürgen Hansel
¦ Ruta graveolens
SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
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RHEUMA
•
Im linken Handgelenke schmerzt’s ihn, wie zerbrochen,
selbst in Ruhe
•
Die Knochen der Handgelenke und des Handrückens
schmerzen wie zerschlagen, in Ruhe und Bewegung
DIE FAMILIE DER RUTACEEN
Rutaceen nach Sankaran:
Dieser Schmerzcharakter ist nach
Sankaran typisch für die ganze Arzneifamilie der Rutaceen. Der
indische Homöopath gibt als Vitalempfindung der Rautenge-
wächse an: „Squeezed, then crushed“. „Squeeze“ bedeutet
(aus)quetschen, (aus)pressen, einzwängen und im übertrage-
nen Sinn auch auspowern, „ crush“ geht darüber hinaus und
bedeutet zerquetschen, zerstoßen, zermalmen, zerschmettern,
zerbrechen.
Rutaceen nach Scholten:
Das Ausquetschen und Auspowern
bestimmt nach Jan Scholten das gesamte Bild dieser Familie,
zu der auch die Zitruspflanzen gehören. Scholten nimmt das
Glas Orangensaft als Vergleich, das am Morgen Energie und
gute Laune für den ganzen Tag gibt. Diese Menschen gehen
wie die der Eisenserie ganz in ihrer Arbeit auf, sie vergessen
sich selbst dabei und ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle. Sie
engagieren sich mehr für andere als sich selbst. Dabei werden
sie leicht von anderen ausgenutzt und oft geradezu ausgepresst
wie eine Zitrone. Das nehmen sie so lange ohne Aggressionen
hin, bis sie völlig ausgepowert sind. Auf sie passt das Sprich-
wort: „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.“ Erst
wenn die Kraft erschöpft ist, wenn diese Menschen überlastet
und überanstrengt sind, wenn sie sich übernommen und ver-
hoben haben, setzt die Pathologie ein, sowohl im körperlichen
als auch im Gemütsbereich. Ganz typisch für Ruta sind deshalb
Beschwerden nach Überanstrengung, vor allem am Bewegungs-
apparat und an den Augen.
Ausgepresst wie eine Zitrone:
Die psychischen Symptome, die
der RUTA-Patient dann entwickelt und die wir auch aus der AMP
kennen, sind relativ unspezifisch: „Ärgerlich, missmutig, nieder-
geschlagen, unzufrieden mit sich selbst und anderen, neigt zu
Streit und Widerspruch, ist reizbar“. Auffällig daran ist ledig-
lich, dass diese Beschreibungen im Widerspruch zu dem von
Scholten erarbeiteten Persönlichkeitsprofil liegen. Was Scholten
beschreibt, ist die prämorbide Persönlichkeit des Ruta-Patienten,
die man auch ganz gut im Fallbeispiel wiedererkennen kann.
Die Gemütssymptome, die wir aus der Prüfung kennen, zeigen
dagegen den Krug, nachdem er gebrochen ist, d. h. den dekom-
pensierten RUTA-Patienten, der ausgepowert ist, ausgepresst
wie eine Zitrone, niedergeschlagen und verbittert.
Ruta in der Prüfung Hahnemanns:
Ein Prüfer Hahnemanns
beschrieb in diesem Zustand eine ganz interessante Empfin-
dung: „Den ganzen Tag über ärgerlich und mißtrauisch; er
traute seinem besten Freunde nicht mehr und glaubte, immer
hintergangen zu werden“. In den Repertorien Synthesis und
Complete findet man dazu die Rubrik: „Wahnidee, er sei betro-
gen, getäuscht worden“. Diese Rubrik ist ein wichtiger Pfeiler
bei der Verordnung von Ruta graveolens in diesem Fall. Denn
Das Arbeitsethos der deutschen Kanzlerin, Rücken
gerade, durchhalten und weitermachen, entspricht dem
Bild von Ruta. Die Raute der deutschen Kanzlerin zählt
inzwischen zu den weltweit bekanntesten Gesten in der
internationalen Politik und wurde vielfach interpretiert
und symbolisch aufgeladen.
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