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Wenn man im Leben Federn lassen muss, dann hilft Ignatia

Von Joette Calabrese

Penny und die Haare – alles nur harmloser Spaß?

Pennys Eltern hielten es anfangs für eine harmlose Marotte ihrer Tochter, das Lockendrehen und Haare-zupfen als etwas schrullige, aber liebenswürdige, Angewohnheit einer 12-Jährigen.

Es dauerte jedoch nicht lange bis der Spaß vorbei war und sich die harmlose Marotte zu einer zwanghaften Handlung entwickelte, die zu einer Belastung für die ganze Familie wurde.

Die Probleme gingen erst richtig los, als Penny ihr Haar nicht mehr nur zu Locken drehte, sondern begann, geistesabwesend daran zu kauen und sich dabei ganze Haarbüschel auszureißen. Ihren Eltern fiel auf, dass diese Angewohnheit bei den Mathematikhausaufgaben besonders schlimm wurde, einem Fach, das Penny nicht besonders lag. Dann war das Matheheft buchstäblich mit Haaren übersät.

Eine Zeit lang konnten die Eltern Penny dazu überreden, ihre Nervosität an einem Ring ‚auszulassen‘, den Penny sich selbst aussuchen durfte und den sie an ihrem Finger drehen konnte, wenn sie Stress hatte. Eine Weile funktionierte das einigermaßen gut, die Nervosität aber blieb und machte Pennys Mutter zunehmend Sorgen.

 

Der 10-jährige Patrick kann nicht aus seiner Haut

Bei Patrick war es die Haut: Er konnte es einfach nicht sein lassen und zupfte und kratzte jede noch so kleine Schramme immer wieder auf. Seine Finger sahen schlimm aus, die Nagelhäutchen abgerissen und entzündet, die sowieso schon aufgeplatzten Lippen durch Zupfen und Beißen weiter traktiert. Patricks Lippen waren dauerhaft entzündet, weil die Risse nie richtig abheilen konnten.

Seine Eltern hatten schon fast alles versucht, auch Handschuhe hatte Patrick schon getragen, aber nie für lange, denn der Zwang war einfach zu groß. Erklärungen fruchteten nicht, Schimpfen auch nicht und Ermahnungen machten dem Jungen solch große Schuldgefühle, dass er nur noch nervöser wurde.

Leider wurde das Ganze so schlimm, dass die Eltern es sogar mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) versuchten. Wegen der katastrophalen Nebenwirkungen scheiterte dieses Projekt jedoch und das Medikament musste unter ärztlicher Aufsicht wieder abgesetzt werden. Patricks Eltern suchten nach einer sanfteren Lösung.

Hinter der Trichotillomanie (zwanghaftes Haare-ausreißen) und dem Drang, ständig an der Haut zu zupfen, können sich Störungen der Impulskontrolle oder eine Zwangsneurose verbergen. Beide Beschwerdebilder sind eng verwandt mit Angststörungen.

Die beiden Fälle erinnern mich an eine andere Patientin, Poppie, die ich vor vielen Jahren behandelte. Poppie war allerdings kein vorpubertärer Teenager, sondern eine Papageiendame…

 

Vor 23 Jahren wurde ein exotischer Papagei in mein Büro gebracht.

Während der 45-minütigen Anamnese blieb Poppie höflicherweise auf der Hand ihres Besitzers sitzen und hörte aufmerksam zu. Ihr Besitzer erstatte nicht nur mir Bericht über Poppies Probleme, sondern versicherte der Papageiendame immer wieder, dass sie ein äußerst hübscher Vogel sei. Dass es sich dabei um – ich will es vorsichtig ausdrücken – eine Notlüge handelte sei vorweggenommen. Poppie war kein attraktiver Paradiesvogel, sondern glich eher einem gerupften Huhn – etwa ein Drittel ihres Federkleids fehlte, der kleine Körper war mit kahlen Stellen übersät. Die wenigen Federn, die Poppie geblieben waren, sahen zerrupft und zerfetzt aus.

Poppie erweckte den Eindruck, als sei sie in einen Vitamix gefallen.

Poppies Besitzer berichtete, dass sich der Papagei seit gut einem Jahr selbst die Federn ausrupfte, es hatte angefangen, nachdem die Familie in ein neues Haus gezogen war.

Ich nahm an, dass der emotionale Stress des Umzugs der Auslöser für die Beschwerden war und verordnete Ignatia C200, eine Gabe alle drei Tage. Bei unserem nächsten Treffen zwei Monate später war Poppies Federkleid schon etwas dichter. Nicht besonders hübsch aber immerhin etwas besser gekleidet.

Zwei weitere Monate später kam sie noch einmal zu mir und siehe da, aus Poppie war ein wirklich fescher Vogel geworden

Ignatia wurde nach drei Monaten wieder abgesetzt und hatte umfassend geheilt.

Ungefähr acht Monate später begann Poppie wieder, sich die Federn auszureißen und ihr Besitzer verabreichte umgehend Ignatia. Dem Papagei ging es daraufhin sofort wieder besser und ich hörte nie mehr von der Familie, weswegen ich annehme, dass es der kleinen Vogeldame gut geht.

Ignatia wäre auch meine erste Wahl für Penny und Patrick. Bei den beiden würde ich Ignatia C200, zweimal täglich empfehlen und nach acht Wochen den Verlauf kontrollieren. Wir kennen Ignatia als Arznei für Trauer und Kummer, in meiner Erfahrung hat es aber ein sehr breites Wirkspektrum und kann für unterschiedliche emotionale Störungen und körperliche Symptome eingesetzt werden, einschließlich Haare-ausreißen und Haut-zupfen. Auch diffuse Ängste lassen sich mit diesem Mittel gut behandeln.

Aber die Natur ist großzügig und in der Homöopathie stehen uns viele Arzneimittel zur Verfügung. In beiden Fällen hier steht bei mir Ignatia an erster Stelle, aber auch Stramonium und Tarantula hispanica kommen in Frage. Stramonium ist indiziert bei Schlafstörungen, Ängste, Furcht vor der Dunkelheit, Wutausbrüchen und gewalttätigem oder aggressivem Verhalten usw. Tarantula ist ein weiteres ausgezeichnetes Mittel für Ruhelosigkeit und Haare-ausreißen, vor allem dann, wenn der Patient über prickelnde Schmerzen (wie von kleinen Nadeln) klagt oder ein kribbelndes Gefühl auf der Haut hat, als würden Insekten darüber krabbeln.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Copyright:

https://joettecalabrese.com/blog/birds-of-a-feather-need-ignatia-together

Wenn man im Leben Federn lassen muss, dann hilft Ignatia

Von Joette Calabrese

Penny und die Haare – alles nur harmloser Spaß?

Pennys Eltern hielten es anfangs für eine harmlose Marotte ihrer Tochter, das Lockendrehen und Haare-zupfen als etwas schrullige, aber liebenswürdige, Angewohnheit einer 12-Jährigen.

Es dauerte jedoch nicht lange bis der Spaß vorbei war und sich die harmlose Marotte zu einer zwanghaften Handlung entwickelte, die zu einer Belastung für die ganze Familie wurde.

Die Probleme gingen erst richtig los, als Penny ihr Haar nicht mehr nur zu Locken drehte, sondern begann, geistesabwesend daran zu kauen und sich dabei ganze Haarbüschel auszureißen. Ihren Eltern fiel auf, dass diese Angewohnheit bei den Mathematikhausaufgaben besonders schlimm wurde, einem Fach, das Penny nicht besonders lag. Dann war das Matheheft buchstäblich mit Haaren übersät.

Eine Zeit lang konnten die Eltern Penny dazu überreden, ihre Nervosität an einem Ring ‚auszulassen‘, den Penny sich selbst aussuchen durfte und den sie an ihrem Finger drehen konnte, wenn sie Stress hatte. Eine Weile funktionierte das einigermaßen gut, die Nervosität aber blieb und machte Pennys Mutter zunehmend Sorgen.

 

Der 10-jährige Patrick kann nicht aus seiner Haut

Bei Patrick war es die Haut: Er konnte es einfach nicht sein lassen und zupfte und kratzte jede noch so kleine Schramme immer wieder auf. Seine Finger sahen schlimm aus, die Nagelhäutchen abgerissen und entzündet, die sowieso schon aufgeplatzten Lippen durch Zupfen und Beißen weiter traktiert. Patricks Lippen waren dauerhaft entzündet, weil die Risse nie richtig abheilen konnten.

Seine Eltern hatten schon fast alles versucht, auch Handschuhe hatte Patrick schon getragen, aber nie für lange, denn der Zwang war einfach zu groß. Erklärungen fruchteten nicht, Schimpfen auch nicht und Ermahnungen machten dem Jungen solch große Schuldgefühle, dass er nur noch nervöser wurde.

Leider wurde das Ganze so schlimm, dass die Eltern es sogar mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) versuchten. Wegen der katastrophalen Nebenwirkungen scheiterte dieses Projekt jedoch und das Medikament musste unter ärztlicher Aufsicht wieder abgesetzt werden. Patricks Eltern suchten nach einer sanfteren Lösung.

Hinter der Trichotillomanie (zwanghaftes Haare-ausreißen) und dem Drang, ständig an der Haut zu zupfen, können sich Störungen der Impulskontrolle oder eine Zwangsneurose verbergen. Beide Beschwerdebilder sind eng verwandt mit Angststörungen.

Die beiden Fälle erinnern mich an eine andere Patientin, Poppie, die ich vor vielen Jahren behandelte. Poppie war allerdings kein vorpubertärer Teenager, sondern eine Papageiendame…

 

Vor 23 Jahren wurde ein exotischer Papagei in mein Büro gebracht.

Während der 45-minütigen Anamnese blieb Poppie höflicherweise auf der Hand ihres Besitzers sitzen und hörte aufmerksam zu. Ihr Besitzer erstatte nicht nur mir Bericht über Poppies Probleme, sondern versicherte der Papageiendame immer wieder, dass sie ein äußerst hübscher Vogel sei. Dass es sich dabei um – ich will es vorsichtig ausdrücken – eine Notlüge handelte sei vorweggenommen. Poppie war kein attraktiver Paradiesvogel, sondern glich eher einem gerupften Huhn – etwa ein Drittel ihres Federkleids fehlte, der kleine Körper war mit kahlen Stellen übersät. Die wenigen Federn, die Poppie geblieben waren, sahen zerrupft und zerfetzt aus.

Poppie erweckte den Eindruck, als sei sie in einen Vitamix gefallen.

Poppies Besitzer berichtete, dass sich der Papagei seit gut einem Jahr selbst die Federn ausrupfte, es hatte angefangen, nachdem die Familie in ein neues Haus gezogen war.

Ich nahm an, dass der emotionale Stress des Umzugs der Auslöser für die Beschwerden war und verordnete Ignatia C200, eine Gabe alle drei Tage. Bei unserem nächsten Treffen zwei Monate später war Poppies Federkleid schon etwas dichter. Nicht besonders hübsch aber immerhin etwas besser gekleidet.

Zwei weitere Monate später kam sie noch einmal zu mir und siehe da, aus Poppie war ein wirklich fescher Vogel geworden

Ignatia wurde nach drei Monaten wieder abgesetzt und hatte umfassend geheilt.

Ungefähr acht Monate später begann Poppie wieder, sich die Federn auszureißen und ihr Besitzer verabreichte umgehend Ignatia. Dem Papagei ging es daraufhin sofort wieder besser und ich hörte nie mehr von der Familie, weswegen ich annehme, dass es der kleinen Vogeldame gut geht.

Ignatia wäre auch meine erste Wahl für Penny und Patrick. Bei den beiden würde ich Ignatia C200, zweimal täglich empfehlen und nach acht Wochen den Verlauf kontrollieren. Wir kennen Ignatia als Arznei für Trauer und Kummer, in meiner Erfahrung hat es aber ein sehr breites Wirkspektrum und kann für unterschiedliche emotionale Störungen und körperliche Symptome eingesetzt werden, einschließlich Haare-ausreißen und Haut-zupfen. Auch diffuse Ängste lassen sich mit diesem Mittel gut behandeln.

Aber die Natur ist großzügig und in der Homöopathie stehen uns viele Arzneimittel zur Verfügung. In beiden Fällen hier steht bei mir Ignatia an erster Stelle, aber auch Stramonium und Tarantula hispanica kommen in Frage. Stramonium ist indiziert bei Schlafstörungen, Ängste, Furcht vor der Dunkelheit, Wutausbrüchen und gewalttätigem oder aggressivem Verhalten usw. Tarantula ist ein weiteres ausgezeichnetes Mittel für Ruhelosigkeit und Haare-ausreißen, vor allem dann, wenn der Patient über prickelnde Schmerzen (wie von kleinen Nadeln) klagt oder ein kribbelndes Gefühl auf der Haut hat, als würden Insekten darüber krabbeln.

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Kommentare






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Brunhild

vor 6 Jahren
Gut zu wissen, sehr aufschlussreich! weiterlesen ...
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Ursula

vor 6 Jahren
Sehr gut aber wieviel Globuli von Ignatia C200 weiterlesen ...
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Sandy

vor 6 Jahren
Um Gottes Willen
Da ist eine Arzneimittelprüfung ja vorprammiert. Wer gibt denn bitte so häufig eine C200? Das ist ja unverantwortlich und dann noch über Monate. weiterlesen ...
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