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Neue Studie: Erhöht Fischöl das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko?

von Katharina Korbach

Fische in Eis

Abbildung 1: Laut einer Studie mit über 400.000 Teilnehmenden kann die Einnahme von Fischöl-Präparaten das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei gesunden Personen erhöhen.

 

Viele Menschen nehmen regelmäßig Fischöl-Präparate ein, um die Deckung ihres Omega-3-Bedarfs sicherzustellen. Omega-3-Fettsäuren sind lebensnotwendig und sollen unter anderem vor kardiovaskulären Erkrankungen schützen. Eine britische Studie kam nun allerdings zu dem Ergebnis, dass Fischöl der Herzgesundheit in bestimmten Fällen sogar schaden kann. In diesem Blogartikel erfahren Sie, warum die Studie international für Furore gesorgt hat, und ob Sie Fischöl-Präparate weiterhin bedenkenlos einnehmen können.

Warum brauchen wir Omega-3-Fettsäuren?

Bevor wir uns der viel diskutierten Studie zur Fischöl-Supplementierung widmen, soll geklärt werden, wofür wir Omega-3-Fettsäuren überhaupt benötigen. Da der Körper sie nicht selbst herstellen kann, müssen Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung aufgenommen werden. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren erfüllen im Organismus viele lebenswichtige Funktionen. Unter anderem spielen sie eine zentrale Rolle bei der Hormonproduktion, der Regulierung der Blutfettwerte, der Eiweißsynthese und dem Zellstoffwechsel.

Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen kurzkettigen und langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Die kurzkettige Alpha-Linolensäure (ALA) ist unter anderem in Lein-, Hanf- und Chiasamen sowie in den Ölen aus diesen Samen enthalten. Die bekanntesten langkettigen Omega-3-Fettsäuren sind Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Sie können vom Körper in geringem Maße aus ALA hergestellt werden. Zudem sind sie in fettreichem Meeresfisch wie Makrele, Hering, Thunfisch und Lachs enthalten. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, kann EPA und DHA aus Mikroalgen beziehen oder Algenöl supplementieren.

Studie aus Großbritannien: Ist Fischöl wirklich schädlich?

Ob die Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren bei Herzerkrankungen hilfreich ist, wird schon lange kontrovers diskutiert. Kürzlich entfachte ein in der Fachzeitschrift BMJ veröffentlichtes Paper erneut die Diskussion. [1] Die großangelegte Kohortenstudie wurde von einem Forschungsteam, bestehend aus chinesischen, amerikanischen, britischen und dänischen Wissenschaftlern, durchgeführt.

Über knapp zwölf Jahre wurden in der Studie Daten von insgesamt 415.737 Teilnehmenden in einer britischen Bio-Datenbank gesammelt und anschließend von den Forschenden ausgewertet. Informationen und Aufzeichnungen aus Krankenhäusern sowie Sterberegister gaben Aufschluss über eingetretene Todesfälle und kardiologische Ereignisse. Zu Studienbeginn waren die Teilnehmenden zwischen 40 und 69 Jahre alt. Wie in einem Fragebogen festgehalten wurde, nahm etwa ein Drittel der Probanden regelmäßig Fischöl-Präparate ein.

Nun zu den Ergebnissen: Wie die Auswertung der Daten zeigte, erhöhte die regelmäßige Einnahme von Fischöl-Präparaten das Risiko für Vorhofflimmern bei den Teilnehmenden um 13 Prozent und das Schlaganfallrisiko um 5 Prozent. Andere gesundheitliche Risiken wie die Entwicklung eines Vorhofflimmerns zum Herzinfarkt oder eines Herzversagens zum Tod konnten wiederum durch die Fischöl-Supplementierung um 15 Prozent bzw. 9 Prozent gesenkt werden.

Herzerkrankte können von Fischöl-Präparaten profitieren

Interessant ist, dass die genannten Studienergebnisse nur auf den Teil der Teilnehmenden zutrafen, die zu Studienbeginn herzgesund waren. Diejenigen Probanden, die bereits an einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, konnten von der regelmäßigen Einnahme der Fischöl-Präparate tendenziell profitieren. Die Omega-3-Fettsäuren des Fischöls senkten das Risiko der Weiterentwicklung eines Vorhofflimmerns zu einem schweren kardiovaskulären Ereignis um 8 Prozent. Das Risiko der Entwicklung eines Vorhofflimmerns zum Herzinfarkt sank sogar um 15 Prozent; jenes des Übergangs von Herzversagen zum Tod um 9 Prozent.

Diese positiven Effekte der Fischöl-Einnahme zeigten sich bei älteren Menschen und bei Männern noch einmal deutlicher. Das Risiko eines Verlaufs von einem herzgesunden Zustand zu einem durch ein kardiovaskuläres Ereignis bedingten Tod wurde durch die Fischöl-Präparate um 11 Prozent (bei Älteren) bzw. um 7 Prozent (bei Männern) gesenkt.

Relevanz und Grenzen der Studie

Obwohl die britische Studie zu Fischöl-Präparaten in der Presse zurecht viel Beachtung gefunden hat, gibt es einige Punkte, die man bei der Einordnung der Ergebnisse berücksichtigen sollte. Da es sich um eine reine Beobachtungsstudie handelte, können zwar die Zusammenhänge benannt, aber keine eindeutigen Kausalitäten zwischen Supplementierung und Herzerkrankungen festgestellt werden.

In dem Fragebogen, den die Teilnehmenden zu Studienbeginn ausfüllen sollten, wurde zudem nur danach gefragt, ob Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wird. Welche Produkte in welcher Dosierung und Zusammensetzung verwendet wurden, war den Forschenden hingegen nicht bekannt. Auch beziehen sich die Studienergebnisse lediglich auf Omega-3-Supplemente. Die Frage, ob der Verzehr von Fisch mit einem hohen Omega-3-Gehalt ähnliche Vorteile und Risiken mit sich bringt, bleibt unbeantwortet.

Das sagen andere Studien zur Omega-3-Supplementierung

Hand hält eine gelbe Kapsel zwischen Daumen und Zeigefinger

Abbildung 2: Die Studienlage zu Omega-3-Präparaten im Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen ist uneindeutig und teilweise widersprüchlich.

 

Wie eingangs bereits angedeutet, ist die Wirksamkeit von Omega-3-Präparaten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufig angezweifelt worden. Bis dato existiert jedenfalls keine Studie, die eindeutig nachweist, dass eine Omega-3-Supplementierung das Risiko von schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzversagen bei allen Personen gleichermaßen senken kann.

So betont auch eine Untersuchung, bei der eine Vielzahl medizinischer Studien zum Zusammenhang von Fischöl und kardiovaskulären Krankheiten ausgewertet wurde, dass weitere randomisierte und kontrollierte Studien notwendig sind, um die Effekte von EPA, DHA oder einer optimalen Kombination dieser beiden Omega-3-Fettsäuren auf das kardiovaskuläre System zu prüfen. [2]

Eine chinesische Metaanalyse [3] unterstreicht ebenfalls, dass die möglichen positiven Effekte von Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung und Prävention von koronaren Herzkrankheiten weiter erforscht werden müssen. Zugleich kam die Analyse zu dem Ergebnis, dass eine Omega-3-Supplementierung mit einer Tagesdosis von 0,8 bis 1,2 Gramm Omega-3-Fettsäuren das Risiko von kardiovaskulär bedingten Todesfällen, Herzinfarkten und sogenannten MACE („major adverse cardiac events“, deutsch: „schweren kardialen Komplikationen“) senken kann.

Kommt es auf die Dosis an?

In puncto Omega-3-Fettsäuren scheint eine Dosierung, die den individuellen Gesundheitszustand berücksichtigt, entscheidend zu sein. Omega-3-Fettsäuren sind essenziell und sollten daher in ausreichender Menge zugeführt werden. Zu hoch sollte die Dosis allerdings auch nicht sein, da eine Überdosierung die Blutungsneigung erhöhen, die Fließeigenschaften des Blutes verändern und die Blutungszeit verlängern kann. Vor allem Menschen, die bereits Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen, sollten daher besser vorsichtig sein, und Nahrungsergänzungsmittel wie Fischölkapseln nur nach ärztlicher Absprache einnehmen.

Aufgrund der kontroversen und uneindeutigen Studienlage zu Omega-3-Fettsäuren variieren auch die Dosierungsempfehlungen teils stark. Laut eines Gutachtens der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) ist die tägliche zusätzliche Aufnahme von bis zu 5 Gramm EPA/DHA (kombiniert) und bis zu 1,8 Gramm EPA (einzeln) unbedenklich. [4] Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt hingegen, pro Tag nicht mehr als 1,5 Gramm ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aus allen Quellen (Lebensmittel sowie ggfs. Nahrungsergänzungsmittel) aufzunehmen. [5]

Fazit: Ist es sinnvoll, Fischöl zu supplementieren?

Dass die im BMJ veröffentlichte Studie vor allem Personen verunsichert, die regelmäßig Fischöl-Präparate einnehmen, ist verständlich. Allerdings betont unter anderem Nathan Davies, der als Ernährungswissenschaftler am University College in London forscht, dass die Studienergebnisse kein Grund sind, eine laufende Omega-3-Supplementierung abzubrechen. Wer die Präparate gut vertrage und von ihnen profitiere, könne die Einnahme ohne Probleme fortsetzen.

Zugleich weist Davies darauf hin, dass der Omega-3-Bedarf durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung in der Regel gedeckt werden könne. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche zu essen. Je nach gewählter Fischsorte, werden damit bereits 250 Milligramm EPA und DHA aufgenommen. Diese Menge ist laut DGE notwendig, um Todesfällen, die durch koronare Herzerkrankungen bedingt sind, vorzubeugen. [6]

Wenn Sie aus ökologischen, geschmacklichen oder gesundheitlichen Gründen auf den Verzehr von Fisch oder die Einnahme von Fischöl verzichten, können Sie alternativ auch auf Mikroalgen zurückgreifen. DHA-reiche Mikroalgenöle aus Arten wie Schizochytrium oder Ulkenia können als Nahrungsergänzung zur Deckung des Omega-3-Bedarfs sinnvoll sein.


Quellen:

[1] Chen, G., Qian, Z., Zhang, J. et al. Regular use of fish oil supplements and course of cardiovascular diseases: prospective cohort study. BMJ Medicine 2024. https://bmjmedicine.bmj.com/content/3/1/e000451 (aufgerufen: 05.06.2024).

[2] Liao, J., Xiong, Q., Yin, Y., et al. The Effects of Fish Oil on Cardiovascular Diseases: Systematical Evaluation and Recent Advance. Frontiers in Cardiovascular Medicine, Volume 8, 2022. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fcvm.2021.802306/full (aufgerufen: 05.06.2024).

[3] ShiChun, S., Chen, G., KaiQin, J., et al. Omega-3 Fatty Acid Supplementation and Coronary Heart Disease Risks: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Clinical Trials. Frontiers in Nutrition, Volume 9, 2022. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnut.2022.809311/full (aufgerufen: 05.06.2024).

[4] EFSA (2012): EFSA bewertet Sicherheit langkettiger Omega-3-Fettsäuren. https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120727 (aufgerufen: 05.06.2024).

[5] BfR (2009): Für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Omega-3-Fetsäuren empfiehlt das BfR die Festsetzung von Höchstmengen. https://www.bfr.bund.de/cm/343/fuer_die_anreicherung_von_lebensmitteln_mit_omega_3_fettsaeuren_empfiehlt_das_bfr_die_festsetzung_von_hoechstmengen.pdf (aufgerufen: 05.06.2024).

[6] DGE (2018): Regelmäßig Fisch auf den Tisch! https://www.dge.de/presse/meldungen/2011-2018/weniger-fleisch-auf-dem-teller-schont-das-klima/dge-empfiehlt-auf-fettmenge-und-qualitaet-achten/regelmaessig-fisch-auf-den-tisch/ (aufgerufen: 05.06.2024).

Fotos: Unsplash: Ishaq Robin, Joshua Earle

Neue Studie: Erhöht Fischöl das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko?

von Katharina Korbach

Fische in Eis

Abbildung 1: Laut einer Studie mit über 400.000 Teilnehmenden kann die Einnahme von Fischöl-Präparaten das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei gesunden Personen erhöhen.

 

Viele Menschen nehmen regelmäßig Fischöl-Präparate ein, um die Deckung ihres Omega-3-Bedarfs sicherzustellen. Omega-3-Fettsäuren sind lebensnotwendig und sollen unter anderem vor kardiovaskulären Erkrankungen schützen. Eine britische Studie kam nun allerdings zu dem Ergebnis, dass Fischöl der Herzgesundheit in bestimmten Fällen sogar schaden kann. In diesem Blogartikel erfahren Sie, warum die Studie international für Furore gesorgt hat, und ob Sie Fischöl-Präparate weiterhin bedenkenlos einnehmen können.

Warum brauchen wir Omega-3-Fettsäuren?

Bevor wir uns der viel diskutierten Studie zur Fischöl-Supplementierung widmen, soll geklärt werden, wofür wir Omega-3-Fettsäuren überhaupt benötigen. Da der Körper sie nicht selbst herstellen kann, müssen Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung aufgenommen werden. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren erfüllen im Organismus viele lebenswichtige Funktionen. Unter anderem spielen sie eine zentrale Rolle bei der Hormonproduktion, der Regulierung der Blutfettwerte, der Eiweißsynthese und dem Zellstoffwechsel.

Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen kurzkettigen und langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Die kurzkettige Alpha-Linolensäure (ALA) ist unter anderem in Lein-, Hanf- und Chiasamen sowie in den Ölen aus diesen Samen enthalten. Die bekanntesten langkettigen Omega-3-Fettsäuren sind Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Sie können vom Körper in geringem Maße aus ALA hergestellt werden. Zudem sind sie in fettreichem Meeresfisch wie Makrele, Hering, Thunfisch und Lachs enthalten. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, kann EPA und DHA aus Mikroalgen beziehen oder Algenöl supplementieren.

Studie aus Großbritannien: Ist Fischöl wirklich schädlich?

Ob die Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren bei Herzerkrankungen hilfreich ist, wird schon lange kontrovers diskutiert. Kürzlich entfachte ein in der Fachzeitschrift BMJ veröffentlichtes Paper erneut die Diskussion. [1] Die großangelegte Kohortenstudie wurde von einem Forschungsteam, bestehend aus chinesischen, amerikanischen, britischen und dänischen Wissenschaftlern, durchgeführt.

Über knapp zwölf Jahre wurden in der Studie Daten von insgesamt 415.737 Teilnehmenden in einer britischen Bio-Datenbank gesammelt und anschließend von den Forschenden ausgewertet. Informationen und Aufzeichnungen aus Krankenhäusern sowie Sterberegister gaben Aufschluss über eingetretene Todesfälle und kardiologische Ereignisse. Zu Studienbeginn waren die Teilnehmenden zwischen 40 und 69 Jahre alt. Wie in einem Fragebogen festgehalten wurde, nahm etwa ein Drittel der Probanden regelmäßig Fischöl-Präparate ein.

Nun zu den Ergebnissen: Wie die Auswertung der Daten zeigte, erhöhte die regelmäßige Einnahme von Fischöl-Präparaten das Risiko für Vorhofflimmern bei den Teilnehmenden um 13 Prozent und das Schlaganfallrisiko um 5 Prozent. Andere gesundheitliche Risiken wie die Entwicklung eines Vorhofflimmerns zum Herzinfarkt oder eines Herzversagens zum Tod konnten wiederum durch die Fischöl-Supplementierung um 15 Prozent bzw. 9 Prozent gesenkt werden.

Herzerkrankte können von Fischöl-Präparaten profitieren

Interessant ist, dass die genannten Studienergebnisse nur auf den Teil der Teilnehmenden zutrafen, die zu Studienbeginn herzgesund waren. Diejenigen Probanden, die bereits an einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, konnten von der regelmäßigen Einnahme der Fischöl-Präparate tendenziell profitieren. Die Omega-3-Fettsäuren des Fischöls senkten das Risiko der Weiterentwicklung eines Vorhofflimmerns zu einem schweren kardiovaskulären Ereignis um 8 Prozent. Das Risiko der Entwicklung eines Vorhofflimmerns zum Herzinfarkt sank sogar um 15 Prozent; jenes des Übergangs von Herzversagen zum Tod um 9 Prozent.

Diese positiven Effekte der Fischöl-Einnahme zeigten sich bei älteren Menschen und bei Männern noch einmal deutlicher. Das Risiko eines Verlaufs von einem herzgesunden Zustand zu einem durch ein kardiovaskuläres Ereignis bedingten Tod wurde durch die Fischöl-Präparate um 11 Prozent (bei Älteren) bzw. um 7 Prozent (bei Männern) gesenkt.

Relevanz und Grenzen der Studie

Obwohl die britische Studie zu Fischöl-Präparaten in der Presse zurecht viel Beachtung gefunden hat, gibt es einige Punkte, die man bei der Einordnung der Ergebnisse berücksichtigen sollte. Da es sich um eine reine Beobachtungsstudie handelte, können zwar die Zusammenhänge benannt, aber keine eindeutigen Kausalitäten zwischen Supplementierung und Herzerkrankungen festgestellt werden.

In dem Fragebogen, den die Teilnehmenden zu Studienbeginn ausfüllen sollten, wurde zudem nur danach gefragt, ob Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wird. Welche Produkte in welcher Dosierung und Zusammensetzung verwendet wurden, war den Forschenden hingegen nicht bekannt. Auch beziehen sich die Studienergebnisse lediglich auf Omega-3-Supplemente. Die Frage, ob der Verzehr von Fisch mit einem hohen Omega-3-Gehalt ähnliche Vorteile und Risiken mit sich bringt, bleibt unbeantwortet.

Das sagen andere Studien zur Omega-3-Supplementierung

Hand hält eine gelbe Kapsel zwischen Daumen und Zeigefinger

Abbildung 2: Die Studienlage zu Omega-3-Präparaten im Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen ist uneindeutig und teilweise widersprüchlich.

 

Wie eingangs bereits angedeutet, ist die Wirksamkeit von Omega-3-Präparaten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufig angezweifelt worden. Bis dato existiert jedenfalls keine Studie, die eindeutig nachweist, dass eine Omega-3-Supplementierung das Risiko von schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzversagen bei allen Personen gleichermaßen senken kann.

So betont auch eine Untersuchung, bei der eine Vielzahl medizinischer Studien zum Zusammenhang von Fischöl und kardiovaskulären Krankheiten ausgewertet wurde, dass weitere randomisierte und kontrollierte Studien notwendig sind, um die Effekte von EPA, DHA oder einer optimalen Kombination dieser beiden Omega-3-Fettsäuren auf das kardiovaskuläre System zu prüfen. [2]

Eine chinesische Metaanalyse [3] unterstreicht ebenfalls, dass die möglichen positiven Effekte von Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung und Prävention von koronaren Herzkrankheiten weiter erforscht werden müssen. Zugleich kam die Analyse zu dem Ergebnis, dass eine Omega-3-Supplementierung mit einer Tagesdosis von 0,8 bis 1,2 Gramm Omega-3-Fettsäuren das Risiko von kardiovaskulär bedingten Todesfällen, Herzinfarkten und sogenannten MACE („major adverse cardiac events“, deutsch: „schweren kardialen Komplikationen“) senken kann.

Kommt es auf die Dosis an?

In puncto Omega-3-Fettsäuren scheint eine Dosierung, die den individuellen Gesundheitszustand berücksichtigt, entscheidend zu sein. Omega-3-Fettsäuren sind essenziell und sollten daher in ausreichender Menge zugeführt werden. Zu hoch sollte die Dosis allerdings auch nicht sein, da eine Überdosierung die Blutungsneigung erhöhen, die Fließeigenschaften des Blutes verändern und die Blutungszeit verlängern kann. Vor allem Menschen, die bereits Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen, sollten daher besser vorsichtig sein, und Nahrungsergänzungsmittel wie Fischölkapseln nur nach ärztlicher Absprache einnehmen.

Aufgrund der kontroversen und uneindeutigen Studienlage zu Omega-3-Fettsäuren variieren auch die Dosierungsempfehlungen teils stark. Laut eines Gutachtens der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) ist die tägliche zusätzliche Aufnahme von bis zu 5 Gramm EPA/DHA (kombiniert) und bis zu 1,8 Gramm EPA (einzeln) unbedenklich. [4] Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt hingegen, pro Tag nicht mehr als 1,5 Gramm ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aus allen Quellen (Lebensmittel sowie ggfs. Nahrungsergänzungsmittel) aufzunehmen. [5]

Fazit: Ist es sinnvoll, Fischöl zu supplementieren?

Dass die im BMJ veröffentlichte Studie vor allem Personen verunsichert, die regelmäßig Fischöl-Präparate einnehmen, ist verständlich. Allerdings betont unter anderem Nathan Davies, der als Ernährungswissenschaftler am University College in London forscht, dass die Studienergebnisse kein Grund sind, eine laufende Omega-3-Supplementierung abzubrechen. Wer die Präparate gut vertrage und von ihnen profitiere, könne die Einnahme ohne Probleme fortsetzen.

Zugleich weist Davies darauf hin, dass der Omega-3-Bedarf durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung in der Regel gedeckt werden könne. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche zu essen. Je nach gewählter Fischsorte, werden damit bereits 250 Milligramm EPA und DHA aufgenommen. Diese Menge ist laut DGE notwendig, um Todesfällen, die durch koronare Herzerkrankungen bedingt sind, vorzubeugen. [6]

Wenn Sie aus ökologischen, geschmacklichen oder gesundheitlichen Gründen auf den Verzehr von Fisch oder die Einnahme von Fischöl verzichten, können Sie alternativ auch auf Mikroalgen zurückgreifen. DHA-reiche Mikroalgenöle aus Arten wie Schizochytrium oder Ulkenia können als Nahrungsergänzung zur Deckung des Omega-3-Bedarfs sinnvoll sein.


Quellen:

[1] Chen, G., Qian, Z., Zhang, J. et al. Regular use of fish oil supplements and course of cardiovascular diseases: prospective cohort study. BMJ Medicine 2024. https://bmjmedicine.bmj.com/content/3/1/e000451 (aufgerufen: 05.06.2024).

[2] Liao, J., Xiong, Q., Yin, Y., et al. The Effects of Fish Oil on Cardiovascular Diseases: Systematical Evaluation and Recent Advance. Frontiers in Cardiovascular Medicine, Volume 8, 2022. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fcvm.2021.802306/full (aufgerufen: 05.06.2024).

[3] ShiChun, S., Chen, G., KaiQin, J., et al. Omega-3 Fatty Acid Supplementation and Coronary Heart Disease Risks: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Clinical Trials. Frontiers in Nutrition, Volume 9, 2022. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnut.2022.809311/full (aufgerufen: 05.06.2024).

[4] EFSA (2012): EFSA bewertet Sicherheit langkettiger Omega-3-Fettsäuren. https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120727 (aufgerufen: 05.06.2024).

[5] BfR (2009): Für die Anreicherung von Lebensmitteln mit Omega-3-Fetsäuren empfiehlt das BfR die Festsetzung von Höchstmengen. https://www.bfr.bund.de/cm/343/fuer_die_anreicherung_von_lebensmitteln_mit_omega_3_fettsaeuren_empfiehlt_das_bfr_die_festsetzung_von_hoechstmengen.pdf (aufgerufen: 05.06.2024).

[6] DGE (2018): Regelmäßig Fisch auf den Tisch! https://www.dge.de/presse/meldungen/2011-2018/weniger-fleisch-auf-dem-teller-schont-das-klima/dge-empfiehlt-auf-fettmenge-und-qualitaet-achten/regelmaessig-fisch-auf-den-tisch/ (aufgerufen: 05.06.2024).

Fotos: Unsplash: Ishaq Robin, Joshua Earle



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