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Die Welt da draußen macht mir Angst: drei Fälle von Arsenicum flavum sulfuratum

von Clive Stuart

 

Fall 1
P.K. ist ein 15-jähriger Junge mit schweren Angstzuständen. Seine Diagnose lautet Asperger-Syndrom (Das Asperger-Syndrom ist eine Variante des Autismus) und sensorische Integrationsstörung. In der Krankengeschichte traten Asthma und Allergien auf Milchprodukte und Erdnüsse auf.
Auf den ersten Blick macht er einen sehr angenehmen und sympathischen Eindruck. Er strotzt nur so von nervöser Energie; er zappelt auf seinem Sitz hin und her und seine Hände und Füße sind ständig in Bewegung, als ob er in einer Steckdose steckte. Er ist immer so gewesen, seit seine Eltern sich erinnern können. In der Schule galt er von Anfang an als störend und ablenkbar. Die Angst lauert immer unter der Oberfläche und tritt besonders in Prüfungssituationen stark in Erscheinung: er fürchtet sich vor Prüfungen und dreht schon hohl beim Gedanken daran. Er spricht im Schlaf, wälzt sich im Bett herum und wacht nachts häufig auf.
Der Kinderarzt will ihm Fluoxetin verschreiben, um seiner Angst abzuhelfen. Trotz all seiner Ängste aber umgibt ihn eine gewisse Selbstsicherheit, und er scheint ziemlich durchsetzungsfähig zu sein. Das Zusammensein mit seinen Altersgenossenen birgt viele Herausforderungen für ihn. Er nimmt alles sehr persönlich und ärgert sich infolgedessen. Er muss sich dann aus der Situation weg begeben, da er andernfalls recht aggressiv werden kann. Er ist oft intolerant gegenüber anderen Kindern. Dann wieder zieht er sich von allen zurück.
Sein Autismus macht ihn zum Sklaven von Routineabläufen; er braucht Rituale. Er plant alles gern akribisch voraus um das Gefühl zu haben, dass er die Kontrolle hat. Wenn dies nicht möglich ist, kann er sich extrem unsicher fühlen und Aggressionen aufbauen. Seine Eltern geben ihm Sicherheit, und er ist beunruhigt, wenn sie weg gehen. In seiner Freizeit hört er viel Musik. Er beschäftigt sich mit Umweltthemen und liebt Tiere.
Er verfügt über ein hohes Maß an sensorischer Empfindsamkeit, was bei ADS häufig ist: Etiketten müssen von seiner Kleidung entfernt werden; sein Geruchssinn und sein Gehör sind hypersensibel; breiige Nahrung löst bei ihm einen Würgereflex aus. Wenn er Angst hat, wird er redselig und schwitzt stark.                                                

Weitere Symptome: unruhiger Schlaf, Füße werden zu heiß im Bett, Hitze und starkes Schwitzen in der Nacht.
Milchprodukte <
Verlangen nach Zucker, der  <

Analyse
Die Symptome, die den Patienten einschränken, in diesem Fall: Angstzustände, Zwangsstörungen, Unsicherheit und Unruhe – weisen auf Arsenicum hin, genauer gesagt, auf eine Arsen-Verbindung, die nicht frostig, aber launisch und unberechenbar ist.
DD: Arsenicum jodatum und Arsenicum sulfuratum flavum

“Sein Durchsetzungsvermögen und seine kommunikative Natur wiesen mich mehr in Richtung des Sulfur-Aspekts. Er neigt auch eher zur Gewichtszunahme als zum Gewichtsverlust der Jodmittel.
Vithoulkas sagt über Arsenicum sulfuratum flavum: „Sie sind extrem heikel, sehr empfindlich gegenüber Kritik von anderen und leicht beleidigt. Sie nehmen alles zu ernst, sind grundlos gekränkt und suchen Streit, verlieren die Kontrolle und werden leicht wütend.“
Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12 dil. täglich, nach der Plussing-Methode

Follow-up

Vier Wochen später: P.K. ist bald nach der Mittelgabe viel entspannter und konzentrierter. Er fühlt sich viel wohler mit sich und reagiert friedlicher in Situationen, die ihn normalerweise völlig aus dem Gleichgewicht bringen würden. Er schwitzt etwas weniger. Nach ein paar Wochen fühlt er sich jedoch wieder weniger entspannt und die Nervosität schleicht sich wieder ein.
Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 18

Eine Woche später (telefonisch): Er ist sehr unruhig und verstört, hyperaktiv und streitsüchtig nach der Mittelgabe, für die Familie war das eine schwierige Situation.
Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, Einzelgabe

Vier Wochen später: auf  Arsenicum sulfuratum flavum C 12 sofortige Besserung, die nach zwei weiteren Tagesdosen noch fortschreitet. Seine innere Ruhe ist zurückgekehrt, er hat weniger Wutausbrüche und ist nicht mehr so nervös. Er war beim Kinderarzt, den seine Veränderung sehr überrascht hat, er erkennt die Besserung durch das Mittel an.

Sechs Monate später: es geht ihm sehr gut mit der C 12, aber in letzter Zeit beginnen sich die früheren Symptome wieder einzuschleichen.
Rezept: Arsenicum sulfuratum flavum Q1 jeden zweiten Tag

Achtzehn Monate später: mit Q1 ist er wieder auf dem Damm und hat sich mit Q2 weiter gebessert. Nach 18 Monaten homöopathischer Behandlung ist er ein glücklicher Junge, der sich sowohl seiner akademischen als auch seiner sozialen Fähigkeiten bewusst ist. Er wird nicht länger von seinen Ängsten gelähmt.

Fall 2

K.T. ist 9 Jahre alt. Ihr Symptom ist rezidivierende Tonsillitis mit gelegentlichen Anfällen von Halsentzündung. Sie leidet außerdem unter massiven Ängsten.

K.T. ist schlank und blond. Sie kommt mit ihrer Mutter und schaut mich kaum an; wenn sie überhaupt in meine Richtung schaut, guckt sie misstrauisch. Sie ist sehr schüchtern und ängstlich. Ich versuche, ihr ein Lächeln zu entlocken, aber sie will nichts davon wissen. Sie hat eine starke Ausstrahlung. Zurzeit leidet sie immer wieder unter Angina-Anfällen. Sie fühlt sich schwach, und ihre Vitalität ist gering.

Beim zweiten Teil der Konsultation ist nur ihre Mutter anwesend, und so bekomme ich ein klareres Bild von ihrer Situation.
Sie war schon immer ein ziemlich angespanntes kleines Ding und war schon immer sehr misstrauisch Männern gegenüber. Sie stellt hohe Anforderungen an sich selbst, was die Schulaufgaben betrifft und kann recht hart zu sich sein. Ihre Kindergärtnerin sagt, dass sie ungewöhnlich mitfühlend ist, wenn andere Kinder leiden. Sie ist auch sehr fürsorglich und liebevoll zu Tieren und hat eine kleine „Menagerie“ zu Hause. Es trifft sie tief, wenn sie getadelt wird. Sie geht nicht besonders gern in die Schule und ist lieber zu Hause.

Ich erkundige mich genau nach ihrer Angst. Es besteht immer eine gewisse Ängstlichkeit während des ganzen Tages, abends und nachts wird es aber bedeutend schlimmer. Oft hat sie das Gefühl, dass Augen sie ansehen, und ihre größte Angst ist, dass jemand in das Haus einbricht. Sie fühlt sich insgesamt unsicher, doch etwas sicherer fühlt sie sich in ihrem Zimmer, wenn sie etwas Kreatives tut. Sie hat oft Angstträume und ihr Kopf wird nachts heiß. Durch Musik geht es ihr besser, und sie tanzt gern.

Analyse

Dieser Fall zeigt viele Charakteristika von Carcinosinum, aber die wichtigsten Symptome sind ihre Angst und das Gefühl, von Augen beobachtet zu werden, was sehr speziell ist. Sie braucht ein Mittel, das alle diese Aspekte abdeckt.

Rubriken

Wahnvorstellung, beobachtet zu werden
Angst vor Räubern
Misstrauisch

DD: Arsenicum, Barium carbonicum, Calcium, Hyoscyamus, Natrium mur., Phosphor.
Das nächstliegende Mittel ist Arsenicum. Ich entschied mich für Arsenicum sulfuratum flavum, weil ich erlebt habe, dass dieses Mittel gut bei Kindern mit Carcinosinum- Eigenschaften wirkt.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Follow-up

Vier Wochen später: die Angst, nicht sicher zu sein, ist viel besser geworden. Sie hat keine Angst mehr vor Einbrechern und fühlt sich nicht mehr beobachtet. Ihre Energie und ihr Appetit haben sich merklich verbessert.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Vier Wochen später: die Angst wird immer weniger. Kein wieder Auftreten der Mandelentzündung oder Halsentzündung. Sie zeigt mehr Zuneigung ihrer Familie gegenüber.

Verordnung: Mittel nach Bedarf

Drei Monate später: leichtes wieder Auftreten der Angst. Kein Rückfall von Mandelentzündung und Streptokokken. Die Vitalität ist gut.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 15 einmal täglich

Fünf Monate später: es geht ihr sehr gut. Sie hat nur noch sehr wenig Angst und wird immer durchsetzungsfähiger, auch lächelt sie öfter.

Verordnung: Mittel nur bei Bedarf

Fall 3

KW ist ein sechsjähriger Junge, der von seinem Hausarzt überwiesen wurde. Er hat Probleme mit oppositionellem Verhalten, und seine ständigen Wutausbrüche sind eine echte Herausforderung für seine Familie.
Bei unserem ersten Treffen ist K. ziemlich schüchtern und nervös. Er ist schmächtig und sieht sehr ernst aus.
Er war schon immer ein sensibles Seelchen, was vermutlich durch den Tod seiner Tagesmutter, als er drei war, noch verstärkt wurde.


Seine Mutter sagt, dass er, wenn es ihm gut geht, sehr liebevoll, zärtlich, und glücklich ist, aber seine Wutanfälle treten in letzter Zeit immer häufiger auf. Er kann sehr beleidigend und verletzend werden. Er ist übermäßig empfindlich gegen Lärm und Berührung, vor allem am Kopf, er hasst es, wenn er die Haare geschnitten oder gewaschen bekommt. Er braucht einen geregelten Tagesablauf und muss alles im Voraus planen.

Man muss ihn wie ein rohes Ei behandeln; man weiß nie, wann er das nächste Mal aus der Haut fährt. Er hasst Veränderungen und muss im Voraus wissen, was geschieht. Zurechtweisungen gehen ihm sehr tief, und er braucht lange, um darüber wegzukommen.
Er ist sehr sorgfältig in seiner Arbeit. Er baut gerne und macht alles genau nach seinen Plänen. Seine Mutter sagt, er sei ein Perfektionist wie sein Vater.
Bei seinen Wutausbrüchen denkt man, die Welt würde einstürzen. Es dauert eine Weile, bis er sich wieder beruhigt, aber dann ist er ganz zerknirscht. Er hat eine Gruppe von Freunden, mit denen er sich gut versteht. Er ist sehr tierlieb und verbringt seine Zeit gern mit Tieren.
Er hat Angst vor Einbrechern und vorm Alleinsein im Haus; er will immer jemanden um sich zu haben. Er hat oft Alpträume. Er sammelt gern Krimskrams.

Weitere Symptome: nächtliches Zähneknirschen, Durst in der Nacht, Fußgeruch

Verlangen: weiße Schokolade

Analyse

Er ist ein ängstliches Kind und hat Angst vor Einbrüchen. Er versucht, die Kontrolle zu behalten, was sich in seinem Perfektionismus und in seinen Wutanfällen zeigt, wenn es nicht so läuft, wie er will.
Rubriken
Angst vor Alleinsein
Angst vor Räubern
Gewissenhaft
Zähneknirschen im Schlaf

DD: Arsen, Belladonna, Lycopodium, Phosphor, Stramonium, Veratrum

Seine Angst vor Einbruch / Räubern und sein Perfektionismus indizieren Arsenicum. Der Sulfur-Aspekt zeigt sich in seiner Opposition, seiner Sammelleidenschaft und dem Fußgeruch.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Follow-up

Vier Wochen später: Seine Mutter sagt, dass eine dramatische Wende zum Besseren eingetreten ist. Es gab kaum Rückschläge, und er ist jetzt viel ausgeglichener. Seine Angst hat deutlich nachgelassen. Er knirscht weniger mit den Zähnen.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Vier Wochen später: die Besserung hält an. Er ist weniger verkrampft bei Veränderungen und seine übermäßige Empfindsamkeit ist geringer geworden. Er ist einfühlsamer geworden und hasst es, jemanden leiden zu sehen.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 15, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Vier Wochen später: Ängstlichkeit, Überempfindlichkeit und Zähneknirschen sind wieder aufgetreten.
Plan: warten.
Keine Veränderung nach der Wartezeit.

Verordnung: Arsenicum flavum sulfuricum C 18, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Drei Wochen später: Die Symptome haben sich nochmals gebessert und es geht ihm gut.

Kommentar
Es sind stets emotional und körperlich überempfindliche Kinder, die auf dieses Mittel gut reagiert haben. Ihnen fehlen die normalen Grenzen, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen (DD: Phosphor), und einige reagierten äußerst ungehalten, wenn ihre Sicherheit bedroht war. Meiner Erfahrung nach hat es bei Kindern mit vielen Carcinosinum-Merkmalen gut angeschlagen, die sympathisch wirken, empfindlich auf Kritik reagieren und tierlieb sind, aber auch die Arsenicum-Ängstlichkeit und -Zwanghaftigkeit als tief greifendste Symptome zeigen. Beim Repertorisieren dieser Fälle wird man meist auf Arsenicum album kommen, aber dieses Mittel deckt den Fall unter Umständen nicht angemessen ab.

Wenn Empfindsamkeit, Zwanghaftigkeit und Angst zusammen auftreten, ist Arsenicum sulfuratum flavum ein hilfreiches Mittel für Kinder des autistischen Formenkreises.

Fotos:
Autismus - shutterstock.com / © alexskopje
Mädchen hat Angst - shutterstock.com / © Tiplyashina Evgeniya
a little boy in anger - shutterstock.com / © Refat

Kategorie: Fälle
Schlüsselwörter: Angst, Asperger, Einbruch, übersensibel, heißes Arsenicum, einfühlsam, Wutanfälle
Mittel: Arsenicum sulfuratum flavum

Die Welt da draußen macht mir Angst: drei Fälle von Arsenicum flavum sulfuratum

von Clive Stuart

 

Fall 1
P.K. ist ein 15-jähriger Junge mit schweren Angstzuständen. Seine Diagnose lautet Asperger-Syndrom (Das Asperger-Syndrom ist eine Variante des Autismus) und sensorische Integrationsstörung. In der Krankengeschichte traten Asthma und Allergien auf Milchprodukte und Erdnüsse auf.
Auf den ersten Blick macht er einen sehr angenehmen und sympathischen Eindruck. Er strotzt nur so von nervöser Energie; er zappelt auf seinem Sitz hin und her und seine Hände und Füße sind ständig in Bewegung, als ob er in einer Steckdose steckte. Er ist immer so gewesen, seit seine Eltern sich erinnern können. In der Schule galt er von Anfang an als störend und ablenkbar. Die Angst lauert immer unter der Oberfläche und tritt besonders in Prüfungssituationen stark in Erscheinung: er fürchtet sich vor Prüfungen und dreht schon hohl beim Gedanken daran. Er spricht im Schlaf, wälzt sich im Bett herum und wacht nachts häufig auf.
Der Kinderarzt will ihm Fluoxetin verschreiben, um seiner Angst abzuhelfen. Trotz all seiner Ängste aber umgibt ihn eine gewisse Selbstsicherheit, und er scheint ziemlich durchsetzungsfähig zu sein. Das Zusammensein mit seinen Altersgenossenen birgt viele Herausforderungen für ihn. Er nimmt alles sehr persönlich und ärgert sich infolgedessen. Er muss sich dann aus der Situation weg begeben, da er andernfalls recht aggressiv werden kann. Er ist oft intolerant gegenüber anderen Kindern. Dann wieder zieht er sich von allen zurück.
Sein Autismus macht ihn zum Sklaven von Routineabläufen; er braucht Rituale. Er plant alles gern akribisch voraus um das Gefühl zu haben, dass er die Kontrolle hat. Wenn dies nicht möglich ist, kann er sich extrem unsicher fühlen und Aggressionen aufbauen. Seine Eltern geben ihm Sicherheit, und er ist beunruhigt, wenn sie weg gehen. In seiner Freizeit hört er viel Musik. Er beschäftigt sich mit Umweltthemen und liebt Tiere.
Er verfügt über ein hohes Maß an sensorischer Empfindsamkeit, was bei ADS häufig ist: Etiketten müssen von seiner Kleidung entfernt werden; sein Geruchssinn und sein Gehör sind hypersensibel; breiige Nahrung löst bei ihm einen Würgereflex aus. Wenn er Angst hat, wird er redselig und schwitzt stark.                                                

Weitere Symptome: unruhiger Schlaf, Füße werden zu heiß im Bett, Hitze und starkes Schwitzen in der Nacht.
Milchprodukte <
Verlangen nach Zucker, der  <

Analyse
Die Symptome, die den Patienten einschränken, in diesem Fall: Angstzustände, Zwangsstörungen, Unsicherheit und Unruhe – weisen auf Arsenicum hin, genauer gesagt, auf eine Arsen-Verbindung, die nicht frostig, aber launisch und unberechenbar ist.
DD: Arsenicum jodatum und Arsenicum sulfuratum flavum

“Sein Durchsetzungsvermögen und seine kommunikative Natur wiesen mich mehr in Richtung des Sulfur-Aspekts. Er neigt auch eher zur Gewichtszunahme als zum Gewichtsverlust der Jodmittel.
Vithoulkas sagt über Arsenicum sulfuratum flavum: „Sie sind extrem heikel, sehr empfindlich gegenüber Kritik von anderen und leicht beleidigt. Sie nehmen alles zu ernst, sind grundlos gekränkt und suchen Streit, verlieren die Kontrolle und werden leicht wütend.“
Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12 dil. täglich, nach der Plussing-Methode

Follow-up

Vier Wochen später: P.K. ist bald nach der Mittelgabe viel entspannter und konzentrierter. Er fühlt sich viel wohler mit sich und reagiert friedlicher in Situationen, die ihn normalerweise völlig aus dem Gleichgewicht bringen würden. Er schwitzt etwas weniger. Nach ein paar Wochen fühlt er sich jedoch wieder weniger entspannt und die Nervosität schleicht sich wieder ein.
Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 18

Eine Woche später (telefonisch): Er ist sehr unruhig und verstört, hyperaktiv und streitsüchtig nach der Mittelgabe, für die Familie war das eine schwierige Situation.
Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, Einzelgabe

Vier Wochen später: auf  Arsenicum sulfuratum flavum C 12 sofortige Besserung, die nach zwei weiteren Tagesdosen noch fortschreitet. Seine innere Ruhe ist zurückgekehrt, er hat weniger Wutausbrüche und ist nicht mehr so nervös. Er war beim Kinderarzt, den seine Veränderung sehr überrascht hat, er erkennt die Besserung durch das Mittel an.

Sechs Monate später: es geht ihm sehr gut mit der C 12, aber in letzter Zeit beginnen sich die früheren Symptome wieder einzuschleichen.
Rezept: Arsenicum sulfuratum flavum Q1 jeden zweiten Tag

Achtzehn Monate später: mit Q1 ist er wieder auf dem Damm und hat sich mit Q2 weiter gebessert. Nach 18 Monaten homöopathischer Behandlung ist er ein glücklicher Junge, der sich sowohl seiner akademischen als auch seiner sozialen Fähigkeiten bewusst ist. Er wird nicht länger von seinen Ängsten gelähmt.

Fall 2

K.T. ist 9 Jahre alt. Ihr Symptom ist rezidivierende Tonsillitis mit gelegentlichen Anfällen von Halsentzündung. Sie leidet außerdem unter massiven Ängsten.

K.T. ist schlank und blond. Sie kommt mit ihrer Mutter und schaut mich kaum an; wenn sie überhaupt in meine Richtung schaut, guckt sie misstrauisch. Sie ist sehr schüchtern und ängstlich. Ich versuche, ihr ein Lächeln zu entlocken, aber sie will nichts davon wissen. Sie hat eine starke Ausstrahlung. Zurzeit leidet sie immer wieder unter Angina-Anfällen. Sie fühlt sich schwach, und ihre Vitalität ist gering.

Beim zweiten Teil der Konsultation ist nur ihre Mutter anwesend, und so bekomme ich ein klareres Bild von ihrer Situation.
Sie war schon immer ein ziemlich angespanntes kleines Ding und war schon immer sehr misstrauisch Männern gegenüber. Sie stellt hohe Anforderungen an sich selbst, was die Schulaufgaben betrifft und kann recht hart zu sich sein. Ihre Kindergärtnerin sagt, dass sie ungewöhnlich mitfühlend ist, wenn andere Kinder leiden. Sie ist auch sehr fürsorglich und liebevoll zu Tieren und hat eine kleine „Menagerie“ zu Hause. Es trifft sie tief, wenn sie getadelt wird. Sie geht nicht besonders gern in die Schule und ist lieber zu Hause.

Ich erkundige mich genau nach ihrer Angst. Es besteht immer eine gewisse Ängstlichkeit während des ganzen Tages, abends und nachts wird es aber bedeutend schlimmer. Oft hat sie das Gefühl, dass Augen sie ansehen, und ihre größte Angst ist, dass jemand in das Haus einbricht. Sie fühlt sich insgesamt unsicher, doch etwas sicherer fühlt sie sich in ihrem Zimmer, wenn sie etwas Kreatives tut. Sie hat oft Angstträume und ihr Kopf wird nachts heiß. Durch Musik geht es ihr besser, und sie tanzt gern.

Analyse

Dieser Fall zeigt viele Charakteristika von Carcinosinum, aber die wichtigsten Symptome sind ihre Angst und das Gefühl, von Augen beobachtet zu werden, was sehr speziell ist. Sie braucht ein Mittel, das alle diese Aspekte abdeckt.

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Wahnvorstellung, beobachtet zu werden
Angst vor Räubern
Misstrauisch

DD: Arsenicum, Barium carbonicum, Calcium, Hyoscyamus, Natrium mur., Phosphor.
Das nächstliegende Mittel ist Arsenicum. Ich entschied mich für Arsenicum sulfuratum flavum, weil ich erlebt habe, dass dieses Mittel gut bei Kindern mit Carcinosinum- Eigenschaften wirkt.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Follow-up

Vier Wochen später: die Angst, nicht sicher zu sein, ist viel besser geworden. Sie hat keine Angst mehr vor Einbrechern und fühlt sich nicht mehr beobachtet. Ihre Energie und ihr Appetit haben sich merklich verbessert.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Vier Wochen später: die Angst wird immer weniger. Kein wieder Auftreten der Mandelentzündung oder Halsentzündung. Sie zeigt mehr Zuneigung ihrer Familie gegenüber.

Verordnung: Mittel nach Bedarf

Drei Monate später: leichtes wieder Auftreten der Angst. Kein Rückfall von Mandelentzündung und Streptokokken. Die Vitalität ist gut.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 15 einmal täglich

Fünf Monate später: es geht ihr sehr gut. Sie hat nur noch sehr wenig Angst und wird immer durchsetzungsfähiger, auch lächelt sie öfter.

Verordnung: Mittel nur bei Bedarf

Fall 3

KW ist ein sechsjähriger Junge, der von seinem Hausarzt überwiesen wurde. Er hat Probleme mit oppositionellem Verhalten, und seine ständigen Wutausbrüche sind eine echte Herausforderung für seine Familie.
Bei unserem ersten Treffen ist K. ziemlich schüchtern und nervös. Er ist schmächtig und sieht sehr ernst aus.
Er war schon immer ein sensibles Seelchen, was vermutlich durch den Tod seiner Tagesmutter, als er drei war, noch verstärkt wurde.


Seine Mutter sagt, dass er, wenn es ihm gut geht, sehr liebevoll, zärtlich, und glücklich ist, aber seine Wutanfälle treten in letzter Zeit immer häufiger auf. Er kann sehr beleidigend und verletzend werden. Er ist übermäßig empfindlich gegen Lärm und Berührung, vor allem am Kopf, er hasst es, wenn er die Haare geschnitten oder gewaschen bekommt. Er braucht einen geregelten Tagesablauf und muss alles im Voraus planen.

Man muss ihn wie ein rohes Ei behandeln; man weiß nie, wann er das nächste Mal aus der Haut fährt. Er hasst Veränderungen und muss im Voraus wissen, was geschieht. Zurechtweisungen gehen ihm sehr tief, und er braucht lange, um darüber wegzukommen.
Er ist sehr sorgfältig in seiner Arbeit. Er baut gerne und macht alles genau nach seinen Plänen. Seine Mutter sagt, er sei ein Perfektionist wie sein Vater.
Bei seinen Wutausbrüchen denkt man, die Welt würde einstürzen. Es dauert eine Weile, bis er sich wieder beruhigt, aber dann ist er ganz zerknirscht. Er hat eine Gruppe von Freunden, mit denen er sich gut versteht. Er ist sehr tierlieb und verbringt seine Zeit gern mit Tieren.
Er hat Angst vor Einbrechern und vorm Alleinsein im Haus; er will immer jemanden um sich zu haben. Er hat oft Alpträume. Er sammelt gern Krimskrams.

Weitere Symptome: nächtliches Zähneknirschen, Durst in der Nacht, Fußgeruch

Verlangen: weiße Schokolade

Analyse

Er ist ein ängstliches Kind und hat Angst vor Einbrüchen. Er versucht, die Kontrolle zu behalten, was sich in seinem Perfektionismus und in seinen Wutanfällen zeigt, wenn es nicht so läuft, wie er will.
Rubriken
Angst vor Alleinsein
Angst vor Räubern
Gewissenhaft
Zähneknirschen im Schlaf

DD: Arsen, Belladonna, Lycopodium, Phosphor, Stramonium, Veratrum

Seine Angst vor Einbruch / Räubern und sein Perfektionismus indizieren Arsenicum. Der Sulfur-Aspekt zeigt sich in seiner Opposition, seiner Sammelleidenschaft und dem Fußgeruch.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Follow-up

Vier Wochen später: Seine Mutter sagt, dass eine dramatische Wende zum Besseren eingetreten ist. Es gab kaum Rückschläge, und er ist jetzt viel ausgeglichener. Seine Angst hat deutlich nachgelassen. Er knirscht weniger mit den Zähnen.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 12, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Vier Wochen später: die Besserung hält an. Er ist weniger verkrampft bei Veränderungen und seine übermäßige Empfindsamkeit ist geringer geworden. Er ist einfühlsamer geworden und hasst es, jemanden leiden zu sehen.

Verordnung: Arsenicum sulfuratum flavum C 15, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Vier Wochen später: Ängstlichkeit, Überempfindlichkeit und Zähneknirschen sind wieder aufgetreten.
Plan: warten.
Keine Veränderung nach der Wartezeit.

Verordnung: Arsenicum flavum sulfuricum C 18, 1 Tropfen einmal täglich (plussing Methode)

Drei Wochen später: Die Symptome haben sich nochmals gebessert und es geht ihm gut.

Kommentar
Es sind stets emotional und körperlich überempfindliche Kinder, die auf dieses Mittel gut reagiert haben. Ihnen fehlen die normalen Grenzen, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen (DD: Phosphor), und einige reagierten äußerst ungehalten, wenn ihre Sicherheit bedroht war. Meiner Erfahrung nach hat es bei Kindern mit vielen Carcinosinum-Merkmalen gut angeschlagen, die sympathisch wirken, empfindlich auf Kritik reagieren und tierlieb sind, aber auch die Arsenicum-Ängstlichkeit und -Zwanghaftigkeit als tief greifendste Symptome zeigen. Beim Repertorisieren dieser Fälle wird man meist auf Arsenicum album kommen, aber dieses Mittel deckt den Fall unter Umständen nicht angemessen ab.

Wenn Empfindsamkeit, Zwanghaftigkeit und Angst zusammen auftreten, ist Arsenicum sulfuratum flavum ein hilfreiches Mittel für Kinder des autistischen Formenkreises.

Fotos:
Autismus - shutterstock.com / © alexskopje
Mädchen hat Angst - shutterstock.com / © Tiplyashina Evgeniya
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Mittel: Arsenicum sulfuratum flavum




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