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Der Mann, den die Zeit vergaß: ein Holmium-phosphoricum-Fall

Von Jana Kolenová

Der 36-jährige Mann leidet unter einem Burnout-Syndrom. Weil er keine Energie mehr hat, kann er nicht arbeiten, er sitzt nur da, starrt vor sich hin oder schläft.

Früher war er ein Energiebündel und hat viel gearbeitet. Jetzt ist er verwirrt und weiß nicht, was mit ihm geschieht. Er hat eine große Familie und auch beruflich ist er sehr zufrieden. Er hat studiert, ist aber auch handwerklich sehr begabt und hat seine eigene Firma gegründet. Bei seinen Angestellten ist er sehr beliebt, er behandelt sie gut. Er strahlt eine natürliche Autorität aus und lässt sich nicht ausnutzen.

Motorräder sind sein großes Hobby, er hat sogar einen eigenen Motorradklub gegründet. Er liebt das Gefühl der Freiheit, wenn er auf seinem Motorrad sitzt.

 

Er ist aus Ungarn und stolz auf seine Nationalität. Es stört ihn, dass die Gegend, in der er lebt, nicht mehr zum ehemaligen Österreich-Ungarn gehört. Er empfindet es als ungerecht und weigert sich, es anzuerkennen. Am liebsten würde er zusammen mit einem polnischen Freund an der ehemaligen polnisch-ungarischen Grenze ein Lagerfeuer entzünden. Er glaubt, das Recht zu besitzen, diese Tradition aufgrund seiner ungarischen Nationalität bewahren zu dürfen. Er hat keine Probleme mit den Slowaken und hat viele slowakische Freunde, mag aber die Polen wegen ihrer Spiritualität mehr. Außerdem haben diese ihre Grenzen besser schützen können. Ungarn und Polen haben sich schon immer gegenseitig respektiert. Seiner Meinung nach sind die Slowaken viel zu ‚friedfertig‘.

Trotz der Tatsache, dass ich Slowakin bin und er Ungar, entwickelt sich ein sehr angenehmes und freundliches Gespräch. Er ist ein intelligenter Mann und versteht es, auch anderen zuzuhören. Er möchte die Dinge in ihrer Tiefe verstehen. Ich sage ihm, dass spirituelle Stärke auch als Friedfertigkeit zum Ausdruck kommen kann und nenne das Beispiel Mahatma Gandhis. Er lenkt ein, die Slowaken vielleicht unterschätzt zu haben.

Ich frage ihn, warum das ungarisch-österreichische Kaiserreich so wichtig für ihn ist und warum er es als ungerecht empfindet, dass es nicht mehr existiert. Es ist schließlich schon lange her.

Er antwortet: „Ich tue es für mich und meine Kinder. Ich muss ihnen beweisen, dass wir in Österreich-Ungarn leben.“

Seine Frau berichtete mir, dass ihr Mann seinen Freunden viel näher steht als seiner eigenen Familie. Es stört sie sehr. Sie hat das Gefühl, nicht wichtig für ihn zu sein. An der Erziehung der gemeinsamen Kinder beteiligt er sich kaum.

Analyse

Der interessanteste Aspekt an diesem Fall ist das Verlangen des Patienten, eine veraltete und überholte Weltordnung behalten zu wollen. Er ist sich absolut sicher, im Recht zu sein, bringt dies aber nicht offen zum Ausdruck. Wir sprachen nur darüber, weil seine Frau ihn gebeten hatte, das Thema anzusprechen. Er wird nostalgisch, wenn er an die Welt denkt, wie sie früher einmal war. Das entspricht Stadium 13. Er ist sehr selbstbewusst, was auf die Stadien des Höhepunktes (7-13) hindeutet.

Der Patient ist ein sehr sensibler, empfänglicher und tiefschürfender Mensch, der für sich den richtigen Weg im Leben finden möchte. Er möchte die Dinge wirklich verstehen und führt gerne tiefgreifende Gespräche. Er hat eine liberale Einstellung und folgt seinen eigenen Überzeugungen. Obwohl er ein Studium absolviert hat, ist er auch handwerklich begabt, muss unabhängig und frei sein. Aus diesem Grund entscheide ich mich für ein Lanthanid.

Das Lanthanid in Spalte 13, also dem ‚nostalgischen‘ Stadium, ist Holmium.

Das freundliche Wesen des Patienten und sein Verlangen nach Freundschaft deuten auf Phosphor hin.

Verschreibung: Holmium phosphoricum C200.

Follow-ups

Drei Wochen später

Seine Frau schickt mir eine E-Mail: „Er ist sehr schwach und nervös. Es ist schwer, mit ihm auszukommen.“

Drei Monate später

Er ist aus dem Motorradklub ausgetreten mit der Erklärung, er hätte sich mit den anderen Mitgliedern nicht mehr verstanden und wolle mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Er verbrachte nun wirklich mehr Zeit mit seinen Kindern und gab auch seiner Frau mehr Anerkennung, was sie sehr freute. Auf dem Thema des ehemaligen Kaiserreichs kaute er nicht mehr herum, er hatte eingesehen, dass es keinen Sinn hatte. Auch das geplante Lagerfeuer an der alten polnisch-ungarischen Grenze hat er abgesagt. Er hat viel mehr Energie und genießt seine Arbeit wieder.

Acht Monate später kamen seine alten ungarischen Freunde zu mir. Sie hatten den Kontakt zu ihm wegen seiner chauvinistischen Ansichten abgebrochen.Nun waren sie überrascht, was das homöopathische Mittel bei ihrem Freund bewirkt hatte. Er hatte sie nach der Einnahme seines Mittels besucht und sich bei ihnen entschuldigt. Er sagte, er wäre dumm gewesen und wollte um Verzeihung bitten. Seitdem steht die Freundschaft wieder auf soliden Füßen.

Die Erstanamnese ist nun drei Jahre her. Heute geht es dem Patienten körperlich und seelisch sehr gut. Seine Gesundheit hat sich zu 90% gebessert und er hat das Gefühl, dass die Wirkung noch anhält. Tagsüber muss er nun nicht mehr schlafen. Er findet sich auch gerade mit dem Gedanken ab, dass seine Kinder vielleicht eine Schule besuchen werden, in der in der slowakischen Sprache unterrichtet wird. Er möchte jetzt, dass seine Kinder die Sprache des Landes lernen, in dem er lebt. Er ist immer noch stolz, Ungar zu sein, kann die Slowakei aber mittlerweile auch schätzen, weil er hier zu Hause ist.

 **************************************************************

Photos: Shutterstock
Flag of Hungary painted on a young man face; Karol Kowloski

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: Burnout-Syndrom, die alte Weltordnung aufrecht halten, Nostalgie, liberal

Mittel: Holmium phosphoricum

Originalartikel: Interhomeopathy.org

Der Mann, den die Zeit vergaß: ein Holmium-phosphoricum-Fall

Von Jana Kolenová

Der 36-jährige Mann leidet unter einem Burnout-Syndrom. Weil er keine Energie mehr hat, kann er nicht arbeiten, er sitzt nur da, starrt vor sich hin oder schläft.

Früher war er ein Energiebündel und hat viel gearbeitet. Jetzt ist er verwirrt und weiß nicht, was mit ihm geschieht. Er hat eine große Familie und auch beruflich ist er sehr zufrieden. Er hat studiert, ist aber auch handwerklich sehr begabt und hat seine eigene Firma gegründet. Bei seinen Angestellten ist er sehr beliebt, er behandelt sie gut. Er strahlt eine natürliche Autorität aus und lässt sich nicht ausnutzen.

Motorräder sind sein großes Hobby, er hat sogar einen eigenen Motorradklub gegründet. Er liebt das Gefühl der Freiheit, wenn er auf seinem Motorrad sitzt.

 

Er ist aus Ungarn und stolz auf seine Nationalität. Es stört ihn, dass die Gegend, in der er lebt, nicht mehr zum ehemaligen Österreich-Ungarn gehört. Er empfindet es als ungerecht und weigert sich, es anzuerkennen. Am liebsten würde er zusammen mit einem polnischen Freund an der ehemaligen polnisch-ungarischen Grenze ein Lagerfeuer entzünden. Er glaubt, das Recht zu besitzen, diese Tradition aufgrund seiner ungarischen Nationalität bewahren zu dürfen. Er hat keine Probleme mit den Slowaken und hat viele slowakische Freunde, mag aber die Polen wegen ihrer Spiritualität mehr. Außerdem haben diese ihre Grenzen besser schützen können. Ungarn und Polen haben sich schon immer gegenseitig respektiert. Seiner Meinung nach sind die Slowaken viel zu ‚friedfertig‘.

Trotz der Tatsache, dass ich Slowakin bin und er Ungar, entwickelt sich ein sehr angenehmes und freundliches Gespräch. Er ist ein intelligenter Mann und versteht es, auch anderen zuzuhören. Er möchte die Dinge in ihrer Tiefe verstehen. Ich sage ihm, dass spirituelle Stärke auch als Friedfertigkeit zum Ausdruck kommen kann und nenne das Beispiel Mahatma Gandhis. Er lenkt ein, die Slowaken vielleicht unterschätzt zu haben.

Ich frage ihn, warum das ungarisch-österreichische Kaiserreich so wichtig für ihn ist und warum er es als ungerecht empfindet, dass es nicht mehr existiert. Es ist schließlich schon lange her.

Er antwortet: „Ich tue es für mich und meine Kinder. Ich muss ihnen beweisen, dass wir in Österreich-Ungarn leben.“

Seine Frau berichtete mir, dass ihr Mann seinen Freunden viel näher steht als seiner eigenen Familie. Es stört sie sehr. Sie hat das Gefühl, nicht wichtig für ihn zu sein. An der Erziehung der gemeinsamen Kinder beteiligt er sich kaum.

Analyse

Der interessanteste Aspekt an diesem Fall ist das Verlangen des Patienten, eine veraltete und überholte Weltordnung behalten zu wollen. Er ist sich absolut sicher, im Recht zu sein, bringt dies aber nicht offen zum Ausdruck. Wir sprachen nur darüber, weil seine Frau ihn gebeten hatte, das Thema anzusprechen. Er wird nostalgisch, wenn er an die Welt denkt, wie sie früher einmal war. Das entspricht Stadium 13. Er ist sehr selbstbewusst, was auf die Stadien des Höhepunktes (7-13) hindeutet.

Der Patient ist ein sehr sensibler, empfänglicher und tiefschürfender Mensch, der für sich den richtigen Weg im Leben finden möchte. Er möchte die Dinge wirklich verstehen und führt gerne tiefgreifende Gespräche. Er hat eine liberale Einstellung und folgt seinen eigenen Überzeugungen. Obwohl er ein Studium absolviert hat, ist er auch handwerklich begabt, muss unabhängig und frei sein. Aus diesem Grund entscheide ich mich für ein Lanthanid.

Das Lanthanid in Spalte 13, also dem ‚nostalgischen‘ Stadium, ist Holmium.

Das freundliche Wesen des Patienten und sein Verlangen nach Freundschaft deuten auf Phosphor hin.

Verschreibung: Holmium phosphoricum C200.

Follow-ups

Drei Wochen später

Seine Frau schickt mir eine E-Mail: „Er ist sehr schwach und nervös. Es ist schwer, mit ihm auszukommen.“

Drei Monate später

Er ist aus dem Motorradklub ausgetreten mit der Erklärung, er hätte sich mit den anderen Mitgliedern nicht mehr verstanden und wolle mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Er verbrachte nun wirklich mehr Zeit mit seinen Kindern und gab auch seiner Frau mehr Anerkennung, was sie sehr freute. Auf dem Thema des ehemaligen Kaiserreichs kaute er nicht mehr herum, er hatte eingesehen, dass es keinen Sinn hatte. Auch das geplante Lagerfeuer an der alten polnisch-ungarischen Grenze hat er abgesagt. Er hat viel mehr Energie und genießt seine Arbeit wieder.

Acht Monate später kamen seine alten ungarischen Freunde zu mir. Sie hatten den Kontakt zu ihm wegen seiner chauvinistischen Ansichten abgebrochen.Nun waren sie überrascht, was das homöopathische Mittel bei ihrem Freund bewirkt hatte. Er hatte sie nach der Einnahme seines Mittels besucht und sich bei ihnen entschuldigt. Er sagte, er wäre dumm gewesen und wollte um Verzeihung bitten. Seitdem steht die Freundschaft wieder auf soliden Füßen.

Die Erstanamnese ist nun drei Jahre her. Heute geht es dem Patienten körperlich und seelisch sehr gut. Seine Gesundheit hat sich zu 90% gebessert und er hat das Gefühl, dass die Wirkung noch anhält. Tagsüber muss er nun nicht mehr schlafen. Er findet sich auch gerade mit dem Gedanken ab, dass seine Kinder vielleicht eine Schule besuchen werden, in der in der slowakischen Sprache unterrichtet wird. Er möchte jetzt, dass seine Kinder die Sprache des Landes lernen, in dem er lebt. Er ist immer noch stolz, Ungar zu sein, kann die Slowakei aber mittlerweile auch schätzen, weil er hier zu Hause ist.

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Photos: Shutterstock
Flag of Hungary painted on a young man face; Karol Kowloski

Kategorie: Fälle

Schlüsselwörter: Burnout-Syndrom, die alte Weltordnung aufrecht halten, Nostalgie, liberal

Mittel: Holmium phosphoricum

Originalartikel: Interhomeopathy.org



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